Zwischenwelt

Zwischenwelt

Ich hänge fest. An meinen Füssen das Gewicht der Vergangenheit. Zwar sehe ich die Sonne, die sich an der Wasseroberfläche spiegelt, aber ich komme nicht hoch. Nur, wenn ich meinen Arm ganz strecke, kann ich den Zeigefinger aus dem Wasser halten. Spüre die frische Luft und die Wärme. Kurz. Dann zieht es mich wieder nach unten.

Alles auf Anfang. Antidepressiva, Therapiesitzungen und der lächerliche Versuch, meine verdammten Neurotransmitter mit Spaziergängen zum Funktionieren zu bringen. Irgendwo zwischen «fuck, ich nehme wieder Tabletten» und «die Tabletten wirken endlich, hurra». Ein seltsamer Zustand, eine Zwischenwelt – voller Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Denn ich weiss, dass es irgendwann besser wird. Nur weiss ich halt nicht, wann.

Beschreibt es relativ gut.

Das Einzige, was ich tun kann, ist durchhalten. Brav sein. Essen, trinken, schlafen. Überleben, bis die ganze Scheisse vorbei ist. Ich wieder da bin, zusammen mit den anderen am Ufer stehe, halbwegs okay, noch etwas geschwächt vielleicht, der Körper ganz eingeschrumpelt, aber immerhin ganz.

In dieser Phase bin ich momentan. «Über den Berg», nenne ich es, wenn jemand fragt. Ich fühle mich etwas besser, kehre die Scherben der letzten Wochen zusammen. Behalte das dunkle Wasser im Auge. Es wird nie ganz ablaufen, das weiss ich jetzt. Es wird mal klarer, mal trüber, mal überwuchert von einem schleimigen Algenteppich, aber niemals ganz weg sein. Aber solange ich nur danebenstehe, ohne zu ertrinken, komme ich klar.