Es endet hier. Vielleicht nicht für immer, aber für jetzt. Die letzten Jahre warst du mir so nah, wie kaum ein anderer. All die Nächte, die wir zusammen auf dem Küchenboden sassen. Schmerzen im Hintern, Schmerzen im Kopf. Du warst immer da. Wenn ich lachte, wenn ich gar nichts fühlte und beim Weinen erst recht. Hast mich beobachtet, meinen Alltag kommentiert und bei jeder Panikattacke leicht den Kopf geschüttelt. In der Psychi sasst du mir im Raucherraum gegenüber, standest bei jeder Therapiestunde in der Ecke. «Nana. Das hier ist doch nicht nötig.»
Ich habe mich an dich gewöhnt. An dein hämisches Grinsen und den verächtlichen Blick. Ich will nicht sagen, dass ich dich vermissen werde, aber diese Trennung wird verdammt schwer. Und das, obwohl ich es schon einmal geschafft habe, von dir loszukommen. Ich war mir so sicher, dass du weg bist und nie zurückkommen wirst.
Bis du eben genau das doch getan hast. Eines Tages warst du einfach wieder da. In meinem Alltag, in meinem Herz und am schlimmsten: in meinem Kopf. Noch fieser und hämischer als zuvor, hatte ich dich doch in die Wüste geschickt und kam irgendwie doch nicht ohne dich klar. Zu schön ist deine Dunkelheit, zu verlockend der Gedanke, meine Tage im Bett zu verbringen. Begraben unter tausend Decken, meinen heissen Kopf an deine kalte Schulter gelegt. Dein Griff ist eisig, aber immerhin hältst du mich fest.
Und nun sehe ich dich immer kleiner werden. Die Pillen, die ich mir täglich in die Birne knalle, machen ihren Job. Du bist leiser, scheinst nicht mehr in meinen Kopf zu gelangen. Als hätte ich die Schlösser ausgetauscht. Ich werde dir nicht nachtrauern und nicht mehr wie eine Besessene allen von dir erzählen. Vielleicht schreibe ich weiterhin über dich, aber nur, weil die Scheisse dann besser abfliesst. Komm nie zurück. Bleib weg von mir und von allen anderen am besten auch. Niemand will dich, niemand braucht dich, du richtest nur Schaden an. Verpiss dich und nimm gefälligst Ängste und Unsicherheit mit. Die hast du beim letzten Mal nämlich bei mir vergessen. Fick dich, Depression.
So long and good night.