Bin ich nett genug? Gilt Pokémon Go als adäquate Freizeitbeschäftigung? Wieviel Kaffee ist zu viel? Wie wichtig ist Geld wirklich? Bin ich zu nett? Was, wenn ich niemals Kinder will?

Ich stelle mir mich oft als Vase vor. Jede Verletzung, jedes schlimme Ereignis ein Stück, das wegbricht. Bis die Vase auseinanderfällt. Seit drei Jahren klebe ich die Scherben zusammen.

Heute will ich alles. Autofahren mit offenen Fenstern und lauter Musik. Schokolade und Wein und Sex und Spazierengehen. Jemanden besuchen. Im Bett liegen und reden, witzige Filme schauen.

«Nicht lebensfähig», hämmert es in meinem Kopf, immer wieder, ohne Pause. «Ni-cht le-bens-fä-hig», kritzle ich in mein kleines, schwarzes Notizbuch. Jeder Herzschlag eine Silbe.

Mein damaliger Psychiater gab mir ein Kuscheltier mit in die Klinik. Okay, er hat mich gezwungen, es zu nehmen. Ich wollte erst nicht. Und jetzt fehlt es mir ein bisschen.

Ein Kleid. Das Kleid. Ich wollte es zum Sterben tragen. Wieso es genau dieses ist, weiss ich nicht mehr. Ich weiss nur, dass ich es seither nie mehr angehabt habe. Es hängt in meinem Schrank. Wartet.

Nein, er hat mir nicht an die Titten gefasst. Aber neben der unerträglich Tatsache, dass er jeden Satz mit meinem Namen begann, hat er mir beim Sprechen auch immer den Arm um die Schulter gelegt.

Dann kommt die Mittagspause. Und mit ihr die Angst. Als der Chef kurz nach elf meint: «Lasst uns heute gemeinsam Pizza essen», freuen sich alle. Ausser ich. Essen? Mit acht anderen Personen? Niemals.

Da ist er, der Wunsch, es möge endlich, endlich Morgen werden. Spät genug, um aufzustehen. Spät genug, um Kaffee zu trinken, zu rauchen und so zu tun, als hätte es diese Nacht nie gegeben.